Baufachberater

Unerkannte Gefahren
Wie die Einsätze der letzten Jahre deutlich machen, stellen Gebäude nach Bränden, Explosionen und Wasserrohrbrüchen häufig eine große Gefahr für die Einsatzkräfte und die Bewohner dar. Die Standsicherheit der Gebäude wird hierbei durch Schädigung wichtiger statischer Elemente geschwächt; oft wird diese Gefahr mangels entsprechender Fachkenntnisse aber nicht erkannt. Hinzu gerufene externe Statiker oder Bauingenieure sind wegen fehlender entsprechender Erfahrung und Ausbildung oft auch nicht in der Lage, die Einsatzleitung fachgerecht zu beraten.
Um den besonderen und schwerwiegenden Gefahren dieser Einsatzart angemessen begegnen zu können, wurde in den 90er Jahren die Funktion des Baufachberaters im THW eingeführt. Dieser berät die Einsatzleitung in Fragen der Baukunde und der Einsatztaktik bei Bauwerkschäden. In die Entwicklung dieser Funktion sind auch Erkenntnisse und Erfahrungen aus den THW-Auslandseinsätzen der Schnell-Einsatz-Einheit Bergung Ausland (SEEBA) eingeflossen, die über vielfältige Einsatzerfahrung in derartigen Schadenlagen verfügt und im Einsatz und in der Ausbildung in internationale Strukturen eingebunden ist.
Aufgaben des Baufachberaters
Die Aufgaben des Baufachberaters sind:
- Analyse der Einsatzstelle
- Einstufung vorhandener Schäden
- Feststellen möglicher Gefahren der Einsatzstelle in baulicher Hinsicht und Empfehlung von Sicherheitsabständen und Sicherungsmaßnahmen
- Feststellen der Einsatzmöglichkeiten der eingesetzten Einheiten
- Einschätzung der Resttragfähigkeit der Bauwerke
- Einschätzung des Raum- und Zeitbedarfs für notwendige Maßnahmen
- Beratung der Einsatzleitung im Hinblick auf Risikoabschätzung
- Empfehlung notwendiger Maßnahmen
- Ablauf und Reihenfolge der durchzuführenden Maßnahmen
- Mögliche Lage von Verschütteten und zu ergreifende Maßnahmen
- Einsatzmöglichkeiten von Kräften und Mitteln
- Beratung der Einsatzkräfte in der Durchführung der Sicherungs- und Rettungsmaßnahmen
Der Baufachberater im Einsatz
Der Northeimer Baufachberater kann durch die Einsatzleitung der jeweils zuständigen Gefahrenabwehrstelle über die Feuerwehr- und Rettungsleitstelle des Landkreises Northeim mit dem Alarmstichwort „Fachberater Bau" angefordert werden. Er unterstellt sich an der Einsatzstelle der zuständigen Einsatzleitung.
Bei größeren oder unübersichtlichen Schadenstellen sollten auch mehrere Baufachberater im Team eingesetzt werden. Hierfür findet in Northeim eine enge Verzahnung von THW und Feuerwehr statt. Beide Organisationen stellen jeweils einen Baufachberater, der Einsatz erfolgt zur Unterstützung des Baufachberaters und zur Entlastung der Einsatzleitung i.d.R. im Verbund mit dem Zugtrupp des Technischen Zuges des THW-Ortsverbandes Northeim, der speziell für die Unterstützung von Baufachberatern ausgebildet und ausgestattet ist und z.B. die Dokumentation der Baufachberatung und getroffener Entscheidungen sicherstellt.
Die Baufachberater werden auch überörtlich über die Kreisgrenzen hinaus
eingesetzt.
Fachliche Voraussetzungen
Um dieser verantwortungsvollen Aufgabe gerecht werden zu können, stellt das THW folgende fachliche Anforderungen an die Baufachberater des THW:
- berufliche Qualifikation als Meister im Bauhauptgewerbe oder Techniker bzw. Ingenieur im Hochbau
- aktuelle Kenntnisse vom "Stand der Technik"
- abgeschlossene THW-Fachausbildung Räumen, Ortung, Sprengen oder
Bergung - abgeschlossene Unterführerausbildung im THW
- erfolgreiche Teilnahme am Lehrgang "Baufachberater" der Universität Karlsruhe bzw.der THW-Bundesschule, oder "Schadenplatzberater" des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH)
- Teilnahme an regelmäßigen Fortbildungen für Baufachberater an der THW-Bundesschule
- möglichst Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger
- möglichst Ausbildung zum Ausbilder "Einsatzgerüstsystem"
- möglichst Ausbildung zum Ausbilder "Abstützsystem Holz"